
Fachtag am 7. Oktober 2023
9.00 bis 17.00 Uhr LMU Klinikum Innenstadt, München
Anfahrt
Die Parkmöglichkeiten in der Umgebung
des Klinikums sind sehr begrenzt.
Bitte reisen Sie nach Möglichkeit mit öffentlichen
Verkehrsmitteln an, Haltestelle Sendlinger Tor.
Wir bitten Sie, sich bis zum 30.9.2023 verbindlich anzumelden.
Nachträgliche Eingänge können nicht berücksichtigt werden.
Ein visuelles Protokoll der Veranstaltung wird erstellt von Sandra Bach, www.sandruschka.de
Tagesprogramm:
9.00 Uhr
Begrüßung
Vorträge:
9.45 – 10.30 Uhr
Female Empowerment:
Wie wir einen besseren Umgang mit Fehlgeburten auf die politische Agenda setzen
Natascha Sagorski
PR-Beraterin, Autorin des Buches „Jede 3. Frau“
„Sie brauchen keine Krankschreibung, Sie können morgen wieder ins Büro gehen.“ Dieser Satz einer Ärztin am Tag ihrer Fehlgeburt löste bei Autorin Natascha Sagorski einiges aus. Kurzfristig das Gefühl, funktionieren zu müssen und nicht um ihr verlorenes Kind trauern oder sich körperlich erholen zu dürfen.
Aus diesem ersten Gefühl der Ohnmacht heraus hat sie ein politisches Engagement und eine Bewegung gegründet, die sich für die Rechte von Frauen nach Fehl- und Totgeburten einsetzt. Sagorskis Petition hat insgesamt mehr als 70.000 Unterschriften sammeln können und durch ihre Lobbyarbeit in Berlin ist das Thema mittlerweile im Familienausschuss des Deutschen Bundestags angekommen. Warum das Thema Fehlgeburten in die Politik gehört und wie Betroffene Einfluss auf diese nehmen können, erklärt Sagorski in ihrem Impulsvortrag.
10.30 – 11.15 Uhr
Fehlgeburt –
Umgang mit einem natürlichen Lebensereignis
Franziska Maurer
Hebamme (M.Sc.), mit Schwerpunkt Krise und Verlust in der Elternschaft, Autorin des Buches: „Fehlgeburt – eine kleine Geburt. Die Physiologie kennen, professionell handeln“, Praxis für Coaching, Krisenbegleitung und Hebammenwissen in Bern/Schweiz
Eine Fehlgeburt ist ein physiologischer Vorgang. Nach dem Absterben des Embryos kommt es im weiblichen Körper zu allen notwendigen Anpassungen, damit die Blutung einsetzt und mit der kleinen Geburt die Gebärmutter geleert wird. Regeneration und Wiederaufnahme von Eireifung und Menstruation schließen das Geschehen ab. In den letzten Jahrzehnten hat sich ein beschleunigendes Vorgehen durch medizinische Eingriffe etabliert und die Selbstregulation des Frauenleibes steht nicht mehr im Zentrum. Heute sind viele Frauen nach einer Fehlgeburt verunsichert, nachhaltig belastet und gehen verängstigt in eine nächste Schwangerschaft. In diesem Vortrag geht es um alle Faktoren, die eine Frau unterstützen, dieses Lebensereignis zu bewältigen und bestärkt daraus weiterzugehen.
11.15 – 11.45 Uhr
Kaffeepause
11.45 – 12.15 Uhr
Sternenkinder in der Pathologie
Judith Brauneis
medizinische Präparatorin, Notfallseelsorgerin und Autorin, seit 1998 Leitung des Sezierbereichs der Pathologie an der TU München, Klinikum rechts der Isar
Mehr als 20.000 Tote sind bereits durch die Hände der erfahrenen medizinischen Präparatorin Judith Brauneis gegangen, darunter auch viele Sternenkinder. Sie berichtet, was mit Sternenkindern in der Pathologie passiert. Werden sie gesondert behandelt und kümmert man sich auch um ihre Eltern? Sie lässt uns daran teilhaben, wie sie Sternenkinder auf ihrem Weg zur letzten Ruhe ein Stück des Weges begleitet.
12.15 – 13.00 Uhr
NIPT –
Frühe Sicherheit oder frühe Verunsicherung?
Dr. Agnes Huber
Fachärztin für Frauenheilkunde und Pränatalmedizin DEGUM II, Praxis für Pränatale Diagnostik in München
Der NIPT (nichtinvasiver Pränataltest) ist seit 2012 auf dem Markt und seit Juli 2022 in bestimmten Fällen eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Schwangere können damit zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft Aussagen über eine mögliche Trisomie ihres Ungeborenen bekommen. Der Vortrag beleuchtet, was ein auffälliges Ergebnis bedeutet und wie es für die betroffenen Eltern danach weitergehen kann. Nicht selten ist ein Schwangerschaftsabbruch und damit der Verlust eines „eigentlich“ gewünschten Kindes die Folge. Wie können Betroffene danach von ärztlicher Seite gut unterstützt werden?
13.00 – 14.00 Uhr
Mittagspause
14.00 – 16.15 Uhr
Workshops:
Sachkundig begleiten bei Fehlgeburt
Franziska Maurer
Hebamme (M.Sc.), mit Schwerpunkt Krise und Verlust in der Elternschaft, Autorin des Buches: „Fehlgeburt – eine kleine Geburt. Die Physiologie kennen, professionell handeln“, Praxis für Coaching, Krisenbegleitung und Hebammenwissen in Bern/Schweiz
„Es ist abgegangen, diesmal ist es nichts geworden.“ – so benannten Frauen noch in den 1950er-Jahren das Ereignis „Fehlgeburt“. Heute sind die körperlichen Bedingungen und Vorgänge die gleichen – der Umgang mit Schwangersein und Gebären hat sich jedoch radikal verändert. Wie sich das auf das Erleben und Bewältigen einer Fehlgeburt auswirken kann und was das für die heutige professionelle Begleitung bedeutet, ist Inhalt dieses Workshops.
Fehlgeburten im abwartenden Management begleiten
Kick van Walbeek
1994 – 2022 freiberufliche Hebamme in der Schwangerenvorsorge, Hausgeburtshilfe und Wochenbettbegleitung, seit 2022 Pflegepädagogin und Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Landshut
Ein Drittel aller Schwangerschaften enden im Laufe des ersten Trimenons in einer Fehlgeburt. Seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde in diesen Fällen in Deutschland fast immer zu einer Ausschabung geraten. In den letzten Jahren stiegen die Anfragen von betroffenen Frauen an Hebammen und Gynäkolog*innen bezüglich der Betreuung einer spontan verlaufenden Fehlgeburt wie dies in vielen Ländern (z.B. Niederlande, Großbritannien und Neuseeland) als Goldstandard angesehen wird.
Inhalt des Workshops werden die Betreuung der Frauen vor, während und nach der Fehlgeburt, naturheilkundliche und medizinische Therapieoptionen (auch bei Komplikationen) und die rechtlichen Rahmenbedingungen für Frau und Hebamme sein. Ebenso wird ein kurzer Blick in zwei Leitlinien zu diesem Thema aus anderen Ländern geworfen.
Der NIPT und seine Folgen:
Frühe Tests – frühe Verluste
Kirsten Hellwig
Sozialpädagogin und Systemische Therapeutin, Psychosoziale Beraterin für Pränataldiagnostik in der Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Elternsein e.V.
Wenn der NIPT (nichtinvasiver Pränataltest) als frühe vorgeburtliche Untersuchung werdenden Eltern nicht das gewünschte Ergebnis bringt, sondern einen auffälligen Befund zeigt, ist die Erschütterung groß. Nicht selten kommt es in der Folge – mit oder ohne weitere Diagnostik – zu einem frühen Abbruch der Schwangerschaft. Was das für die Schwangere und ihren Partner bedeutet, wie der Trauerprozess nach einem solchen Ereignis verlaufen kann und welche Unterstützung die Betroffenen brauchen, wird in diesem Workshop besprochen.
Traumasensible Trauerbegleitung bei frühen Verlusten
Dr. Franziska Offermann
Trauerbegleiterin, Traumatherapeutin, Autorin des Buches: „Wenn Kollegen trauern“, Mitwirkende an „Leitsätze zur Palliativversorgung und Trauerbegleitung in der Peri- und Neonatologie“
Der Tod am Anfang des Lebens lässt die Welt von Eltern und Geschwistern einstürzen, die Hoffnung zerbricht. Auch für Helfer ist es schwer, das Spannungsfeld zwischen beginnendem Leben und Tod auszuhalten. Für alle Beteiligten gilt: der Weg führt durch den Schmerz und die Trauer hindurch, nicht daran vorbei.
Der Workshop möchte sensibilisieren für die Wichtigkeit eines sorgfältig gestalteten Trauerprozesses für die Zukunft der betroffenen Familien. Es wird erörtert, wie wir traumasensibel Ressourcen aktivieren und in einen lebensfördernden Trauerprozess begleiten können. Dabei reflektieren wir auch die eigene Haltung und Möglichkeiten der Selbstfürsorge, damit wir Leuchtturm für Menschen in Not sein können.
Umgang mit Fehlgeburten in der ärztlichen Praxis –
Erfahrungen einer Frauenärztin
Brigitte Sanden
Frauenärztin mit langjähriger Klinik- und Praxistätigkeit
Frauen, die in den ersten Wochen ihrer Schwangerschaft erfahren, dass der Embryo nicht mehr lebt, gehen auf sehr unterschiedliche Weise damit um. Dies hängt vor allem von der Vorgeschichte und den Erwartungen ab, die die Frau an ihr „Mutterwerden“ hat. Die Praxis der Frauenärztin ist meistens der Ort, an dem die Schwangere von ihrer Fehlgeburt erfährt oder sich der schon bestehende Verdacht bestätigt. Wie geht es jetzt weiter? Abwarten? Oder intervenieren, z.B. durch einen Eingriff in Narkose? Brigitte Sanden berichtet in diesem Workshop von ihren Begleitungen von Frauen mit einer Fehlgeburtsdiagnose. Welche Rolle hat die Frauenärztin und wie kann sie die Frau bestmöglich unterstützen?
Die Herausforderungen der Väter
Ralf Schmidt
Psychologe (M.Sc.) / Psychologischer Psychotherapeut
(i.A. ZIST-Akademie), Systemischer Berater und Coach für Potenzialentfaltung in eigener Praxis
Von Vätern wird häufig erwartet, dass sie stark sind und ihre Familien beschützen – besonders dann, wenn Krisen zu Gefühlen von Ohnmacht und Verzweiflung führen. Der frühe Tod eines Kindes in der 1. Hälfte der Schwangerschaft ist solch eine Krise und aktiviert häufig den „Überlebensmodus“. Oft ist dann der Aufbau einer Beziehung zu dem verstorbenen Kind sowie die Einordnung der Verlusterfahrung erschwert. „Ich war für meine Frau da, musste mich um das Organisatorische kümmern und dann wieder arbeiten gehen“ heißt es häufig. Im Rahmen der Polyvagal-Theorie lassen sich Erfahrungen von Vätern von Sternenkindern erklären und daraus Formen der Begleitung und Unterstützung für eine gelingende Integration dieses Erlebnisses ableiten – sowohl für professionelle Begleiter, betroffene und auch nahstehende Menschen.
16.15 – 16.30 Uhr
Abschluss und Präsentation der grafischen Reflexion
17.00 Uhr
Ende der Veranstaltung
In Zusammenarbeit mit
dem Arbeitskreis Frühtod
- Berit Friedrichsohn, Hebamme und Trauerbegleiterin
- Dr. Birga Gatzweiler, Kinderpalliativzentrum München
- Marion Geppert und Irmi Marchfelder, Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München
- Astrid Gosch-Hagenkord und Susanne Lorenz, Münchner Sternenkind Netzwerk/Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister München e.V.
- Kirsten Hellwig und Andrea Singer, Fachstelle Pränataldiagnostik an der Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Elternsein e.V.
- Daniela Nuber-Fischer, Sternenkindersprechstunde, Haus der Familie
- Dr. Franziska Offffermann, Lucera Beratung – Therapie bei Trauer und Trauma im System
- Bianca Steinbauer, Bethanien Sternenkinder Beratungsstelle Oberland/Inntal
- Reinhild Zenker, Staatl. anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen im ebz
- Claudia Zierer, Kath. Seelsorge Klinikum rechts der Isar
Schirmherr
Prof. Dr. Sven Mahner, Direktor der LMU Frauenklinik